Erst kürzlich war in den Medien wieder von einem Hilferuf von Lehrkräften einer brandenburgischen Schule zu lesen, die von rechtsextremen Umtrieben sowohl im Klassenzimmer als auch auf dem Schulhof berichteten. Gerade dann ist der Ruf nach politischer Bildung groß, gerade dann aber kommt politische Bildung bereits zu spät. Politische Bildung dient auch der sogenannten Primärprävention – also Präventionsarbeit, die Radikalisierung entgegenwirken und ein demokratisches Miteinander fördern soll, noch bevor sich Personen radikalisieren. Es ist wichtig, schon bei Jugendlichen dieses demokratische Miteinander zu fördern – auch im sozialen und politischen Miteinander im Netz. Die Georg-von-Vollmar-Akademie beherbergt daher seit rund einem Jahr ein Projekt, das genau das zum Ziel hat: Jugendliche und junge Erwachsene an einen demokratischen Diskurs heranzuführen – und das ohne moralischen Zeigefinger. Mithilfe der App „Actionbound“ entstanden bisher zwölf sogenannte Bounds, also kleine Lernspiele, die für den Einsatz im Unterricht sowie in Workshops gedacht sind. Die Themen reichen dabei von Antidiskriminierung bis zum Thema Digitale Selbstverteidigung.
Das Projekt „Ins Netz gegangen“ eröffnet dabei drei Ebenen der Präventionsarbeit mit Schülerinnen und Schülern: Erstens, die Sensibilisierung für Diskriminierungsformen innerhalb und außerhalb des Netzes, die bspw. deutlich macht, welche Folgen rassistische Kommentare für die Betroffenen haben, aber mit den Jugendlichen auch entwickelt, was ein wünschenswertes Miteinander im Netz ist. Zweitens, der Bereich Wissensvermittlung, bei dem die Jugendlichen lernen, welche Verbindung geschichtliche Ereignisse mit ihrer heutigen Lebenswelt haben, wie etwa die Gefahr durch rechtsextreme Ideologien, die seit der NS-Diktatur über die NSU-Morde bis hin zum Anschlag auf die Synagoge in Halle traurige Aktualität haben. Dabei geht es auch darum, weniger sichtbare Zeichen, Symbole und Codes erkennen zu können. Die dritte und letzte Ebene beschäftigt sich mit der Kompetenzvermittlung, um sich einerseits sicher im Netz bewegen zu können, aber auch die Logiken des Internets – von Algorithmisierung bis zur Aufmerksamkeitsökonomie sozialer Netzwerke – zu verstehen.
Das Projekt möchte dabei dem Problem begegnen, dass Lehrkräften und Multiplikator*innen neben vollen Lehrplänen und vielfältigen Zusatzaufgaben häufig keine Zeit mehr bleibt, sich intensiv mit Themen der politischen Bildung auseinanderzusetzen und zielgruppengerecht aufzubereiten. Hier setzt das Projekt an: Die Bounds können mit wenig Aufwand in Workshops und im Unterricht eingesetzt werden und liefern damit einen wichtigen Baustein für die politische Bildung im Jugendalter – und das zielgruppengerecht und zeitgemäß mit digitalen Methoden. Das Angebot richtet sich dabei auch an Lehrkräfte, für die im Laufe des Jahres 2023/24 weitere Materialien, wie bspw. Hintergrundinformationen, Anleitungen sowie Do’s und Don’ts für die Durchführung der Lerneinheiten entstehen.
Sie haben Interesse, mit uns verschiedene Konzepte auszuprobieren und zu testen? Dann melden Sie sich! Denn wir suchen motivierte Lehrkräfte und Schulklassen, die Lust haben, die Bounds, Workshopkonzepte und -methoden zu testen und mit uns weiterzuentwickeln. Das Angebot richtet sich vorzugsweise an Schülerinnen und Schüler der 7.-9. Klasse an ländlichen Mittelschulen und ist für Teilnehmende kostenfrei. Im Rahmen des von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten Modellprojekts versuchen wir möglichst, die Übernahme sämtlicher Kosten (Übernachtung, Vollverpflegung und Reisekosten) zu gewährleisten.
Für Rückfragen und weitere Informationen melden Sie sich gerne bei der Projektleitung, Kilian Hauptmann (kilian.hauptmann@vollmar-akademie.de).