Im Zuge des Internationalen Frauenkampftages 2021 waren die Georg-von-Vollmar-Akademie e.V. und das Bayerische Seminar für Politik e.V. mit Online-Seminaren ein Teil der Aktionswoche „We won’t shut up“; einem virtuellen Festival mit Themen rund um den Feminismus.
Impulse aus der Diskussion rund um den 8. März
‚Feministischer Kampftag‘ statt ‚Frauentag‘:
Die ursprüngliche Bedeutung des 8. März – der in Deutschland vor allem durch die deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker geprägt wurde – wird durch die voranschreitende Kommerzialisierung immer mehr verwässert. Am Frauentag gibt es vor allem Rabatte für Schokolade und Blumen, beworben mit Sprüchen wie „Für die Heldinnen des Alltags“.
Dass dieser Alltag für viele Frauen leider immer noch von Geschlechterungerechtigkeit, Gewalt und Sexismus geprägt ist, geht zwischen den Geschenkangeboten oft unter. Daher setzen viele dieser ‚Heldinnen‘ auf Kampf statt Kommerz und prangern unermüdlich noch immer bestehende Missstände – wie die unterschiedliche Bezahlung trotz gleicher Arbeit – an. Der Gender Pay Gap zeigt beispielsweise den Unterschied zwischen den Gehältern von Männern und Frauen. Laut dem Statistischen Bundesamt verdienten Frauen im Jahr 2020 durchschnittlich 18% weniger pro Stunde als Männer.
Auch der Gender Care Gap beschreibt die Unterschiedlichkeit der Dauer, die Männer und Frauen jeweils für unbezahlte Sorgearbeit (also Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt) leisten: 2019 gibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung den Gender Care Gap als Indikator für Gleichstellung an, der noch eine gehörige Schieflage offenbart. Frauen wenden pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Daraus folgen auch Konsequenzen für die Arbeitszeiten: Männer arbeiten häufiger in Vollzeit als Frauen, die dahingegen öfter in Teilzeit angestellt sind – was in Folge auch wirtschaftliche Nachteile ergibt: Die niedrigeren Einkommen über den Lebensverlauf führen zu niedrigeren Alterssicherungsansprüchen – Frauen bekommen später weniger Rente und sind häufiger von Altersarmut betroffen.
Der Gender Pay Gap und der Gender Care Gap sind nur Beispiele für das strukturelle Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern – nicht zu vergessen sind sexistische Sprüche und männliche ‚Gesten der Macht‘, die für viele Frauen Teil des Alltags geworden sind.
All das zu überwinden bedarf politischer Aufmerksamkeit, Bildung, Durchhaltevermögen und mutiger Menschen, die sich dafür einsetzen – darunter zählt natürlich auch die Unterstützung von Männern, die Feminismus auch als Chance begreifen, maskuline Rollenerwartungen aufzubrechen. Männer müssen auch weder den ästhetischen Erwartungen (z.B. großer, muskulöser Körper) entsprechen, noch beispielsweise automatisch in Beziehungen die Versorgerrolle einnehmen, dürfen Gefühle zeigen und länger Elternzeit nehmen.
Generell sind ‚Männlichkeit‘ und ‚Weiblichkeit‘ keine natürlichen Gegenpole, sondern vielmehr von Menschen erschaffene Kategorien zur Benennung bestimmter Eigenschaften – der Feminismus setzt sich dafür ein, diese Kategorisierungen aufzubrechen und jeden Menschen mit all den individuellen Eigenschaften, Fähigkeiten und auch optischen Merkmalen gleichwertig zu behandeln.
Wir denken und hoffen, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, in Zukunft mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung zu etablieren. Dieser Weg wird allerdings einfacher und kürzer, je mehr Menschen für die Belange des Feminismus sensibilisiert werden und schlussendlich gemeinsam versuchen, diese Ziele umzusetzen.
Hier gibt es weitere Informationen zum Thema Gender-Pay- und Gender-Care-Gap sowie zum Intersektionalen Feminismus:
Statistisches Bundesamt – Gender Pay Gap:
Bundesamt für Familie, Senioneren, Frauen und Jugend:
Vereinte Nationen – Frauen / Intersektionaler Feminismus: